Ein Tipp für Quizfreunde, Neugierige und Sprachinteressierte
Stadt – Land –
Name: Die Einwohner von Paris heißen auf Deutsch Pariser, die Franzosen sagen Parisien.
Die Bürger von Bordeaux heißen, wie? Sie nennen sich Bordelais. Und die von
Lyon? Die werden Lyonnais gerufen und nicht wie die Lyoner Wurst. Hat das ein
System? Sicher, die Franzosen haben es damit nicht einfach. Zu viele verschiedene
historische bedingte Spracheinflüsse spiegeln sich in Ortsnamen und den Bezeichnungen
für ihre Bewohner wider. Dafür gibt es sogar eine Art "nationalen Spickzettel" im Internet.
In Deutschland ist diese Ansprache simpel – Dresdner, Hamburger, Münchner ober Berliner. Mit einem „er“ als Endung am Ortsnamen geben sich die Deutschen zufrieden. Nicht zu vergessen, Berliner ist auch Adjektiv – der Dialekt heißt salopp „Berliner Schnauze“, es gibt die Münchner Freiheit, den Hamburger Hafen oder die Dresdner Gemäldegalerie.
In Frankreich ist
das eine Wissenschaft für sich. Nur ein Teil der Kommunen folgt dem Muster entweder ein "-ien", "-ais" oder "-ois" an den Ortsnamen anzuhängen - und fertig ist der Name für die Bewohner. Zum Beispiel Paris - Parisien, Marseille - Marseillais und Bergerac - Bergeracois. Aber wann welche Endung zum Einsatz kommt - schwierig. In meinem Ort Flaujagues an der Dordogne heißen die Bürger
Flaujaguais. Daher der Name des
Restaurants im Dorf „Le p’tit Flaujaguais“ („Der Knirps von Flaujagues“). Das
ist leicht.
Was passiert, wenn Orte Heiligen- und Doppelnamen tragen. Zum Beispiel Sainte-Foy-La-Grande, der Ort, wo ich samstags gern zum Wochenmarkt fahre (hier geht’s zum Blogbeitrag). Hier nennen sich die Bewohner Foyens. In dieser Tradition heißt die Touristinformation für den Landstrich um Sainte-Foy-La-Grande „Office de tourisme du Pays Foyens“. Man muss es nicht aussprechen können, aber ein Besuch lohnt sich (hier) und in ihrem neuen Pavillon „Tourisme et Vin“ (hier).
Um Klarheit zu schaffen, hat sich eine Initiative gefunden, die im Internet die Namen von Orten und die Bezeichnungen ihrer Bewohner sammelt und zusammenführt. Wer wissen möchte, wie sich die Einwohner des künftigen Urlaubsortes in Frankreich nennen, schaut hier auf der Vereinsseite vorbei. Die Seite startet mit einer interaktiven Karte der französischen Departements. Nach einem Klick auf die passende Region findet sich eine Liste der bekanntesten Orte und die Namen für ihre Einwohner.
Gut 2100 Jahre alt ist Aix-en-Provence. Seine Bewohner nennen sich bis heute im alten Stil Acquae-Sextiens. Auslöser war der römische Heerführer Gaius Sextius Calvinus, der 123 v. Chr. die heutige Provence besetzte. Er ließ wenig später einen Festungswall um eine bekannte Thermalquelle bauen. Damit war die erste römische Stadt auf gallischem Boden gegründet: Sie erhielt den Namen „Colonia Aquae Sextiae Salluviorum“ (Sextius‘ Wasser). Der Begriff schliff sich auf Aquae Sextiae ab, was sich zum heutigen Aix verdichtete. Alternativ bezeichnen sich seine Bürger als Aixois.
Die Leute aus Périgueux, die Hauptstadt des Périgord, nennen sich Pétrocoriens. Diese Bezeichnung geht auf einen alten Gallierstamm zurück, der als „Vier Heerhaufen“-Clan bekannt wurde. Überliefert hat ihn der römische Eroberer Gaius Julius Cäsar – der literarische Widersacher von Asterix und Obelix. Cäsar eroberte ab 58 v. Chr. Gallien. Alternativ nennen sich die Bürger von Périgueux Périgourdins, was für alle Bewohner des Périgord zutrifft.
In Bordeaux wohnen die Bordelais. Dieser Name steht für ein Bündel von Begriffen: Bordelais für das größte zusammenhängende Anbaugebiet der Welt für Qualitätsweine, für die Sauce bordelais, den Dialekt in der „heimlichen Hauptstadt“ Frankreichs – und für eine Rinderrasse.
Und nun kommt die Eine-Million-Lachfalten-Frage im lustigen Namenraten: Wie heißt eine Einwohnerin im kleinen Ort Les Mayons nahe der Côte-Azur? Voilà, sie nennt sich Mayonnaise. Die Speise-Mayonnaise wurde dennoch nicht dort erfunden. Nomen est omen? Zum Glück nicht.
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