Dienstag, 30. Juni 2020

Wie nennen sich die Bürger von Bordeaux, Paris und Lyon?

Ein Tipp für Quizfreunde, Neugierige und Sprachinteressierte

Stadt – Land – Name: Die Einwohner von Paris heißen auf Deutsch Pariser, die Franzosen sagen Parisien. Die Bürger von Bordeaux heißen, wie? Sie nennen sich Bordelais. Und die von Lyon? Die werden Lyonnais gerufen und nicht wie die Lyoner Wurst. Hat das ein System? Sicher, die Franzosen haben es damit nicht einfach. Zu viele verschiedene historische bedingte Spracheinflüsse spiegeln sich in Ortsnamen und den Bezeichnungen für ihre Bewohner wider. Dafür gibt es sogar eine Art "nationalen Spickzettel" im Internet.

In Deutschland ist diese Ansprache simpel – Dresdner, Hamburger, Münchner ober Berliner. Mit einem „er“ als Endung am Ortsnamen geben sich die Deutschen zufrieden. Nicht zu vergessen, Berliner ist auch Adjektiv – der Dialekt heißt salopp „Berliner Schnauze“, es gibt die Münchner Freiheit, den Hamburger Hafen oder die Dresdner Gemäldegalerie.

In Frankreich ist das eine Wissenschaft für sich. Nur ein Teil der Kommunen folgt dem Muster entweder ein "-ien", "-ais" oder "-ois" an den Ortsnamen anzuhängen - und fertig ist der Name für die Bewohner. Zum Beispiel Paris - Parisien, Marseille - Marseillais und Bergerac - Bergeracois. Aber wann welche Endung zum Einsatz kommt - schwierig. In meinem Ort Flaujagues an der Dordogne heißen die Bürger Flaujaguais. Daher der Name des Restaurants im Dorf „Le p’tit Flaujaguais“ („Der Knirps von Flaujagues“). Das ist leicht.

Was passiert, wenn Orte Heiligen- und Doppelnamen tragen. Zum Beispiel Sainte-Foy-La-Grande, der Ort, wo ich samstags gern zum Wochenmarkt fahre (hier geht’s zum Blogbeitrag). Hier nennen sich die Bewohner Foyens. In dieser Tradition heißt die Touristinformation für den Landstrich um Sainte-Foy-La-Grande „Office de tourisme du Pays Foyens“. Man muss es nicht aussprechen können, aber ein Besuch lohnt sich (hier) und in ihrem neuen Pavillon „Tourisme et Vin“ (hier).

Um Klarheit zu schaffen, hat sich eine Initiative gefunden, die im Internet die Namen von Orten und die Bezeichnungen ihrer Bewohner sammelt und zusammenführt. Wer wissen möchte, wie sich die Einwohner des künftigen Urlaubsortes in Frankreich nennen, schaut hier auf der Vereinsseite vorbei. Die Seite startet mit einer interaktiven Karte der französischen Departements. Nach einem Klick auf die passende Region findet sich eine Liste der bekanntesten Orte und die Namen für ihre Einwohner.

Gut 2100 Jahre alt ist Aix-en-Provence. Seine Bewohner nennen sich bis heute im alten Stil Acquae-Sextiens. Auslöser war der römische Heerführer Gaius Sextius Calvinus, der 123 v. Chr. die heutige Provence besetzte. Er ließ wenig später einen Festungswall um eine bekannte Thermalquelle bauen. Damit war die erste römische Stadt auf gallischem Boden gegründet: Sie erhielt den Namen „Colonia Aquae Sextiae Salluviorum“ (Sextius‘ Wasser). Der Begriff schliff sich auf Aquae Sextiae ab, was sich zum heutigen Aix verdichtete. Alternativ bezeichnen sich seine Bürger als Aixois.

Die Leute aus Périgueux, die Hauptstadt des Périgord, nennen sich Pétrocoriens. Diese Bezeichnung geht auf einen alten Gallierstamm zurück, der als „Vier Heerhaufen“-Clan bekannt wurde. Überliefert hat ihn der römische Eroberer Gaius Julius Cäsar – der literarische Widersacher von Asterix und Obelix. Cäsar eroberte ab 58 v. Chr. Gallien. Alternativ nennen sich die Bürger von Périgueux Périgourdins, was für alle Bewohner des Périgord zutrifft.

In Bordeaux wohnen die Bordelais. Dieser Name steht für ein Bündel von Begriffen: Bordelais für das größte zusammenhängende Anbaugebiet der Welt für Qualitätsweine, für die Sauce bordelais, den Dialekt in der „heimlichen Hauptstadt“ Frankreichs – und für eine Rinderrasse.

Und nun kommt die Eine-Million-Lachfalten-Frage im lustigen Namenraten: Wie heißt eine Einwohnerin im kleinen Ort Les Mayons nahe der Côte-Azur? Voilà, sie nennt sich Mayonnaise. Die Speise-Mayonnaise wurde dennoch nicht dort erfunden. Nomen est omen? Zum Glück nicht.

Sonntag, 28. Juni 2020

Mit der französischen Umweltplakette auf Nummer sicher

Erst passiert nichts, und nun muss es schnell gehen. In Frankreich verstoßen Städte, Kommunen, Departements und Regionen seit 2010 gegen die Verpflichtungen und Vorgaben der EU zur Luftqualität. Als mehrere Verwarnungen der Union bis Anfang 2019 nichts halfen, wurde Frankreich im Oktober 2019 vom Europäischen Gerichtshof verurteilt, zügig die Luftqualität zu verbessern, die Regeln bestehender Umweltzonen zu verschärfen und viele weitere Umweltzonen neu einzuführen.

Zu den rund 30 bestehenden Umweltzonen landesweit – darunter Paris sowie Bordeaux mit der gesamten Gironde – werden in diesem und nächsten Jahr nach aktuellem Stand über 20 hinzukommen. Das hat Auswirkungen auf alle Fahrzeughalter, auch Ausländer. Hier geht es zu kompetenten externen Seiten über Hintergründe und Pläne. Die Green-Zone-App fürs Mobiltelefon ist darüber hinaus für alle Umweltzonen in der EU hilfreich.

Die deutsche Feinstaubplakette gilt in Frankreich nicht

Es geht um die französische Umweltplakette, mit der alle im Land rollenden Fahrzeuge auszustatten sind. In Frankreich heißt der Aufkleber „Crit’Air“. Diese Vignetten gelten unbegrenzt. Wer sie hat, fährt im ganzen Land auf Nummer sicher. Aber: Die deutsche Feinstaub-Plakette gilt in Frankreich nicht! Rien ne va plus! Den drei deutschen Stufen, stehen sechs französische in verschiedenen Farben entgegen. In Deutschland ist die Schadstoffklasse in der Zulassung ausschlaggebend, in Frankreich kommt das Datum der Erstzulassung als wichtiges Kriterium hinzu. Die Einstufung regelt Einfahrtverbote in Umweltzonen, wenn dicke Luft herrscht. Sie werden künftig sogar elektronisch erfasst; dazu laufen in Paris erste Tests.

Ignoranz ist nicht zu empfehlen: Es drohen Bußgelder von 68 bis 375 Euro und – wie in Paris praktiziert und in Straßburg angedroht – das gnadenlose Abschleppen des eigenen fahrbaren Untersatzes. Dagegen sind 4,21 Euro für eine französische Plakette per Post inklusive Porto ein Klacks. Sie ist die preiswerteste Variante. Ihre Bestellung geht online, dazu weiter unten. Der ADAC nimmt 10,21 Euro, bei privaten Anbietern kostet das gleiche 20 bis 30 Euro. 


Fahrzeugklassifizierung für die Crit'Air-Vignette


Der ADAC bietet für das Ordern einer französischen Umweltplakette auf der offiziellen Regierungsseite www.certificat-air.gouv.fr einen übersichtlichen Leitfaden für die
Anfang und Ende einer
einer Umweltzone.
direkte Bestellung von zuhause. Hier findet ihr die allgemeinen Hinweise. Die Bestellanleitung (beides externe Inhalte) steht hier zum Abruf bereit; sie besteht aus einem Schritt-für-Schritt-Szenario im pdf-Format und ist mit gut verständlichen Anmerkungen und zusätzlichen Hinweisen versehen.

Worum geht es konkret am Beispiel der Gironde? Um auf mögliche Luftverschmutzungsspitzen vorbereitet zu sein, hat das Departement mit seiner Metropole Bordeaux eine temporär gültige Umweltzone eingeführt, deren Regeln bei anhaltender Luftverschmutzung für alle Fahrzeuge zur Pflicht werden. Je nach Belastung können Verkehrsbeschränkungen verhängt werden, die je nach Stärke auf Fahrzeuge mit bestimmten Vignetten-Arten gravierende Auswirkung haben.

Nur einer von vier Grenzwerten muss überschritten sein

In einem ersten Schritt wird Luftverschmutzungsalarm ausgelöst. Überschreitet bei Messung der Luftqualität nur einer von vier Grenzwerten für Feinstaub, Ozon, Schwefeldioxid oder Stickstoffdioxid das festgelegte Maß, wird die zulässige Geschwindigkeit auf den Straßen der Umweltzone um 20 km/h reduziert. Verändert sich die Situation nicht, werden die Fahrzeuge ohne Vignette und die Crit’Air-Vignette 5 vom Verkehr ausgeschlossen. In einem weiteren Schritt dürfen Fahrzeuge mit der Vignette Nr. 4 nicht mehr auf die Straße. (kuhrhaus/Grafiken: Französisches Umweltministerium)