Sonntag, 13. April 2025

Bassins des Lumières 2025 – Bordeaux

Pyramiden im Bunker - das alte Ägypten zu Leben erweckt

Leben und Tod von Pharaonen und die Malerei französischer "Orientalisten"

Mit Pharaonen auf du und du - die aktuell erfolgreichste Art vermeintlich verstaubte Museumskunst spannend ins Heute zu projizieren, erlebt seit Februar 2025 in Bordeaux eine bildgewaltige Fortsetzung. In den Bassins des Lumières („Bassins des Lichts“) erwacht das Alte Ägypten und seine erste Renaissance in der Kunst des 19. Jahrhunderts multimedial zu neuem Leben. Übergroße Projektionen der Cheops-Pyramide und der Goldmaske des Tutanchamun, von bisher unbekannten Grabmalereien sowie die Darstellung von Bestattungsriten entwickeln einen besonderen Sog. Gegenübergestellt werden dieser antiken Pracht romantisierende Gemälde von Jean-Auguste-Dominique Ingres, Eugène Delacroix und Jean-Léon Gérôme, die als führende Vertreter der Orientalismus-Stilrichtung in Frankreich gelten. Hier ein kleiner Vorgeschmack im Schnelldurchgang. 


Der Schauplatz für dieses digitale Spektakel ist einzigartig und symbolisch zugleich: eine deutsche U-Boot-Station aus dem Zweiten Weltkrieg, ein vom Zahn der Zeit geschwärzter Betonblock im zentralen Stadtteil Bacalan. Die Initiative Culturespaces krempelte den Ort konsequent und innovativ um. Seit 2020 ist er eine Friedensfestung für Kunst und Schönheit. 

Die 1990 gegründete Initiative betreibt sieben ähnliche Licht- und Ton-Installationen auf drei Kontinenten: drei in Frankreich, zwei in Korea, eine in New York, Amsterdam und Dortmund. Als neuntes Zentrum öffnete 2024 der „Port des Lumières“ in Hamburg mit einer Schau zu Gustav Klimt und Friedensreich Hundertwasser.

Bordeaux schlägt allerdings die "hauseigene Konkurrenz“ an Größe und Möglichkeiten um Längen. Die Projektionsflächen im weltgrößten Zentrum für digitale Kunst in Südwestfrankreich umfassen 14.500 Quadratmeter und sind damit bis zu fünf Mal größer als in den anderen Standorten. Nur hier in der Hauptstadt Südwestfrankreichs spiegelt sich die digitale Kunst zudem im Wasser. Das ermöglichen vier geflutete Becken – einst Trockendocks für U-Boote. Ein jedes ist 110 Meter lang und 22 Meter breit. Die trennenden Wände ragen 16 Meter in die Höhe und sind perfekte Projektionsflächen für die Bilderschau zu Klängen von Klassik bis Pop, von Händel und Prokofjew über Radiohead bis zu Nina Simones programmatischem „Feeling Good“. Etwa 650.000 Besucher erleben hier jährlich Kunst, indem sie in sie buchstäblich hineintauchen.

Die riesige U-Boot-Station in Bordeaux, die heute die Bassins des Lumières
beherbergt. (kuhrhaus)

Auf Brückenstegen über dem Wasser und entlang der Kais wandeln die Besucher und tauchen in die Installationen ein. Sie bestaunen die sich wandelnden Bilder aus rund 100 computergesteuerten Videoprojektoren und Klängen aus ebenso vielen Lautsprechern. Eine Tribüne bietet Sitzplätze zum Genießen und Staunen. Große Nebenräume überraschen mit Spezial-Events und Sondereffekten. Sie steigern das 3-D-Erlebnis.

Was passiert da? Vorausgeschickt sei - es ist ein intensives Erlebnis, kein Museumsbesuch mit gerahmten Bildern, auch werden diese nicht à la Dia-Schau an Wände projiziert. Die Gemälde werden überdimensional gezeigt, mitunter überblendet, zerlegt und wieder sanft zum Original verschmolzen. Irgendwie leben sie. Stets entstehen neue Sichtweisen und die Fantasie gerät ins Schwärmen, Spiegelbilder auf den Wasseroberflächen befeuern das Ganze. Das hat 2023 mit einer Schau zu Salvador Dalí und Antoni Gaudí sowie 2024 zur holländischen Malerei bis van Gogh funktioniert. Davor zu Gustav Klimt, Paul Klee, Marc Chagall und Pablo Picasso sowie zu Venedig mit Bildern von Giovanni Canaletto bis Claude Monet.

Szene aus der Installation zu Vendig. © Culturespaces/Eric Spiller

 

 Das aktuelle Programm läuft bis Januar 2026. Dann heißt es wieder: Tapetenwechsel. 

Öffnungszeiten: täglich von 10 bis 19 Uhr
Parkplätze sind reichlich vorhanden; im Zweifel mit der Eintrittskarte online buchen. (kuhrhaus)
https://www.bassins-lumieres.com/en

Samstag, 12. April 2025

Kampfgetümmel in Kettenhemd und Pulverdampf

Ab 17. Juli 2025 großes Spektakel zur „Schlacht von Castillon“

Von Flaujagues nach 33350 Belvès-de-Castillon: 9 km, 15 min

Es ist das Sommerspektakel im Südwesten Frankreichs: Hunderte Freiwillige gestalten im Juli und August ein historisches Ereignis aus dem Jahr 1453 nach, das die Geschicke Frankreichs und wohl auch Europas grundlegend verändert hat. Am 17. Juli jenes Jahres traten französische und englische Heere bei Castillon zu einer Entscheidungsschlacht an. Sie hat den Hundertjährigen Krieg, der genaugenommen 116 Jahre währte, beendet. Englische Könige herrschten über lange Zeit über mehr als die Hälfte des heutigen Frankreichs, das sich die Franzosen nach langem Ringen mit dem Schlusspunkt an der Dordogne zurückeroberten.
 

90-minütiges Kampfgetümmel bei Schloss Castegens

Rund 1000 Mitwirkende sowie Helfer aus dem örtlichen Verein „Die Schlacht von Castillon“ gestalten diese Saison. Diese Tradition auf dem Originalschauplatz des historischen Ereignisses zu Füßen von Château Castegens ist über 40 Jahre alt. An 15 Abenden im Juli und August lassen sich jährlich etwa 30.000 Zuschauer aufs Neue in das dramatische Kampfgetümmel um Frieden und Freiheit im Spätmittelalter zurückversetzen. Für 90 Minuten startet bei Einbruch der Dunkelheit um 22 Uhr das atemberaubende Spektakel mit Kanonendonner, Pyrotechnik und Spezialeffekten. Etwa 600 Freiwillige, davon 200 Statisten und 40 Berittene in imposanten Rüstungen und farbenprächtigen Kostümen betreten eine drei Hektar große Szenerie.

Erste Feldschlacht mit 300 Kanonen

Schlacht bei Castillon (zeitgenössische Darstellung)
Zeitgenössische Darstellung der "Schlacht von Castillon".
Quelle: Wikipedia/Digitale Bibliothek Gallica

Die Laiendarsteller und Komparsen haben jeden Sonntag für ihre Auftritte geübt. Fleißige Helfer schneiderten und nähten, arbeiteten an Darstellungen des zeitgenössischen ländlichen Lebens. Die Franzosen zogen vor fast 600 Jahren erstmals mit der geballten Wucht von etwa 300 Kanonen in eine Schlacht, was heute Anlass für ausgiebige pyrotechnische Effekte ist. 

Jährlich verfolgen Zuschauer aus aller Welt die turbulente Szenerie. Unter den heutigen „Schlachtenbummlern“ sind auch immer mehr Deutsche. Immerhin ziehen die Franzosen zur politischen Einordnung der Schlacht von Castillon gern Parallelen mit der Völkerschlacht bei Leipzig.

Termine: Juli: 17./18./19. ---  24./25./26. --- 31.
         August:  1./2. --- 7./8./9. --- 14./15./16.

(kuhrhaus)

Informationen
gibt die Homepage Bataille de Castillon.

Karte:

Freitag, 24. Januar 2025

Gehobene Landgastronomie im „Le P’tit Flaujaguais“


Leckeres auch zum Mitnehmen

Romain haben das Gastgewerbe
von der Pike auf gelernt. Zu ihrem
Restaurant gehört an der Terrasse eine
Spielecke für Kinder. © C. Delburg (4)
Die Hoffnung hat sich erfüllt: Das Restaurant von Flaujagues ist und bleibt eine tragende Säule des Ortes. Der Shootingstar in der ländlichen Gastronomie hat Fünfjähriges gefeiert. Fazit: Trotz Covid-Lockdowns hat es mehr erreicht, als manch andere vergleichbaren Gaststätten in zehn Jahren. Die Einwohner des Ortes wissen, was sie an den Betreibern um Romain haben.

Flaujagues beherbergt seit Juni 2019 eines der besten Land-Restaurants in der Region. Das „Le p’tit Flaujaguais“ (etwa: der Knirps von Flaujagues) hat sich einen Namen mit gehobener Landgastronomie gemacht. Auf den Tisch kommen traditionelle Gerichte, die schmackhaft und frisch aus lokal erzeugtem Fleisch und Bio-Gemüsen zubereitet sind. Es wird großer Wert auf die Qualität und die Präsentation jedes Gerichts gelegt, was die Küche verlässt. Die Portionsgröße ist üppig und für fast jeden Geldbeutel erschwinglich.

Eine Schiefertafel macht Appetit

Romain ist als ausgebildeter Koch und versierter Küchenchef ein erfahrener Gaststätten-Profi. Im „Le P’tit Flaujaguais“ (sprich: lö pti floschagä) geht es alles anderes als "dörflich" zu.
Eine schwarze Schiefertafel kündigt normalerweise das Tagesangebot an Vorspeisen, Hauptgerichten und Desserts an. Es wechselt regelmäßig mit den Jahreszeiten und den Produkten der Saison. Es gibt ein Tagesgericht in Gestalt eines Drei-Gänge-Menüs aus Vorspeise, Hauptgericht und Dessert für vernünftige 17 Euro. Neu ist – und das gefällt mir gut – eine Offerte für den kleinen Hunger, die entweder aus Vorspeise und Hauptgericht oder Hauptgericht und Nachspeise besteht.

Und der örtliche Menü-Favorit ist...

Es gibt Standardgerichte wie das saftige Rinder-Carpaccio. Ich mag es als Vorspeise mit frischem Salat. Wer das Carpaccio als Hauptgang bevorzugt, erhält eine doppelte Portion Fleisch, Salat und unwiderstehliche, hausgemachte Pommes – alles zusammen. Traditionelles Entenfleisch mit Pommes und Gemüsebeilage ist der örtliche Menü-Favorit. Franzosen lieben gemischte Platten mit Charcuterie – das sind dünne Scheiben von Wurstspezialitäten und zu feinen Pasteten veredeltes Fleisch. Dazu gibt’s einen spritzigen Aperitif oder ein Gläschen von örtlichen Winzern.

Weine von örtlichen Winzern

Restaurant hat etwa 40 Plätze im geschmackvollen Innenbereich mit einem knisternden Holzofen für kühle Tage. Sobald die Sonne scheint und wärmt, sind überschattete Plätze auf der Terrasse beliebt. 
Geöffnet ist sonntags, montags, dienstags und donnerstags von 10.30 bis 15 Uhr nur über Mittag. Freitags und samstags lädt der Knirps von Flaujagues über Mittag und am Abend ein; dafür ist mittwochs Ruhetag.
Von 12 bis 14 Uhr wird das Mittagsmahl serviert, fürs Abendessen gehen die Türen 18.30 Uhr auf.
Der Zuspruch für das „Gasthaus“ ist ungebrochen hoch. Reservierungen sind angeraten - entweder unter der Telefonnummer +33 05 57 41 55 86 oder persönlich. „Le P’tit Flaujaguais“ ist zu Fuß vom Feriendomizil „Kuhrhaus“ in zwei Minuten zu erreichen. Das ist wahrer Luxus. (Paula Forman-Lamoureux/kuhrhaus)