Pyramiden im Bunker - das alte Ägypten zu Leben erweckt
Leben und Tod von Pharaonen und die Malerei französischer "Orientalisten"
Mit Pharaonen auf du und du - die aktuell erfolgreichste Art vermeintlich verstaubte Museumskunst spannend ins Heute zu projizieren, erlebt seit Februar 2025 in Bordeaux eine bildgewaltige Fortsetzung. In den Bassins des Lumières („Bassins des Lichts“) erwacht das Alte Ägypten und seine erste Renaissance in der Kunst des 19. Jahrhunderts multimedial zu neuem Leben. Übergroße Projektionen der Cheops-Pyramide und der Goldmaske des Tutanchamun, von bisher unbekannten Grabmalereien sowie die Darstellung von Bestattungsriten entwickeln einen besonderen Sog. Gegenübergestellt werden dieser antiken Pracht romantisierende Gemälde von Jean-Auguste-Dominique Ingres, Eugène Delacroix und Jean-Léon Gérôme, die als führende Vertreter der Orientalismus-Stilrichtung in Frankreich gelten. Hier ein kleiner Vorgeschmack im Schnelldurchgang.
Der Schauplatz für dieses digitale Spektakel ist einzigartig und symbolisch zugleich: eine deutsche U-Boot-Station aus dem Zweiten Weltkrieg, ein vom Zahn der Zeit geschwärzter Betonblock im zentralen Stadtteil Bacalan. Die Initiative Culturespaces krempelte den Ort konsequent und innovativ um. Seit 2020 ist er eine Friedensfestung für Kunst und Schönheit.
Die 1990 gegründete Initiative betreibt sieben ähnliche Licht- und Ton-Installationen auf drei Kontinenten: drei in Frankreich, zwei in Korea, eine in New York, Amsterdam und Dortmund. Als neuntes Zentrum öffnete 2024 der „Port des Lumières“ in Hamburg mit einer Schau zu Gustav Klimt und Friedensreich Hundertwasser.Bordeaux schlägt allerdings die "hauseigene Konkurrenz“ an Größe und Möglichkeiten um Längen. Die Projektionsflächen im weltgrößten Zentrum für digitale Kunst in Südwestfrankreich umfassen 14.500 Quadratmeter und sind damit bis zu fünf Mal größer als in den anderen Standorten. Nur hier in der Hauptstadt Südwestfrankreichs spiegelt sich die digitale Kunst zudem im Wasser. Das ermöglichen vier geflutete Becken – einst Trockendocks für U-Boote. Ein jedes ist 110 Meter lang und 22 Meter breit. Die trennenden Wände ragen 16 Meter in die Höhe und sind perfekte Projektionsflächen für die Bilderschau zu Klängen von Klassik bis Pop, von Händel und Prokofjew über Radiohead bis zu Nina Simones programmatischem „Feeling Good“. Etwa 650.000 Besucher erleben hier jährlich Kunst, indem sie in sie buchstäblich hineintauchen.
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Die riesige U-Boot-Station in Bordeaux, die heute die Bassins des Lumières beherbergt. (kuhrhaus) |
Auf Brückenstegen über dem Wasser und entlang der Kais wandeln die Besucher und tauchen in die Installationen ein. Sie bestaunen die sich wandelnden Bilder aus rund 100 computergesteuerten Videoprojektoren und Klängen aus ebenso vielen Lautsprechern. Eine Tribüne bietet Sitzplätze zum Genießen und Staunen. Große Nebenräume überraschen mit Spezial-Events und Sondereffekten. Sie steigern das 3-D-Erlebnis.
Was passiert da? Vorausgeschickt sei - es ist ein intensives
Erlebnis, kein Museumsbesuch mit gerahmten Bildern, auch werden diese nicht à
la Dia-Schau an Wände projiziert. Die Gemälde werden überdimensional gezeigt, mitunter
überblendet, zerlegt und wieder sanft zum Original verschmolzen. Irgendwie leben sie. Stets
entstehen neue Sichtweisen und die Fantasie gerät ins Schwärmen, Spiegelbilder auf den Wasseroberflächen befeuern
das Ganze. Das hat 2023 mit einer Schau zu Salvador Dalí und Antoni Gaudí sowie 2024 zur holländischen Malerei bis van Gogh funktioniert. Davor zu Gustav Klimt, Paul Klee, Marc Chagall und Pablo Picasso sowie zu Venedig
mit Bildern von Giovanni Canaletto bis Claude Monet.
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Szene aus der Installation zu Vendig. © Culturespaces/Eric Spiller |
Das aktuelle Programm läuft bis Januar 2026. Dann heißt es wieder: Tapetenwechsel.
Öffnungszeiten: täglich von 10 bis 19 Uhr
Parkplätze sind reichlich vorhanden; im Zweifel mit der Eintrittskarte online
buchen. (kuhrhaus)
https://www.bassins-lumieres.com/en
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