Keine Übertreibung: 1001 Burgen und Schlösser im Dordogne-Tal
Von Flaujagues nach 24250 Castelnaud-la-Chapelle, 24220
Beynac-et-Cazenac und 24220 Vézac: zusammen 110 Kilometer, eine Stunde und 50 Minuten
Was haben der legendenumwobene englische König Richard Löwenherz und die aus den USA stammende Burlesque-Tänzerin Josephine Baker mit Bananenröckchen gemeinsam? Die Sprache ist es nicht; Löwenherz sprach kein Wort Englisch. Doch den beiden gehörten zwei der schönsten Burgen an der Dordogne. Bei Ersterem war es ausgangs des 12. Jahrhunderts die Burg Beynac. Unweit davon gehörte das Château Les Milandes bis 1969 der schlagzeilenträchtigen Josephine. Das Prädikat „Schönste Burg“ ist im Dordogne-Tal nicht leicht zu verdienen: Hier finden sich heute noch über 1000 Wehrbauten aus rund 1000 Jahren. Da Reisen zu diesen Pracht-, Macht- und Kriegsbauten momentan schwierig sind, laden die „Secrets of Dordogne“ zu einer virtuellen Reise an drei Orte ein.
Was haben der legendenumwobene englische König Richard Löwenherz und die aus den USA stammende Burlesque-Tänzerin Josephine Baker mit Bananenröckchen gemeinsam? Die Sprache ist es nicht; Löwenherz sprach kein Wort Englisch. Doch den beiden gehörten zwei der schönsten Burgen an der Dordogne. Bei Ersterem war es ausgangs des 12. Jahrhunderts die Burg Beynac. Unweit davon gehörte das Château Les Milandes bis 1969 der schlagzeilenträchtigen Josephine. Das Prädikat „Schönste Burg“ ist im Dordogne-Tal nicht leicht zu verdienen: Hier finden sich heute noch über 1000 Wehrbauten aus rund 1000 Jahren. Da Reisen zu diesen Pracht-, Macht- und Kriegsbauten momentan schwierig sind, laden die „Secrets of Dordogne“ zu einer virtuellen Reise an drei Orte ein.
Das französische
Wikipedia listet für die Dordogne im Périgord 619 befestigte Chateaus –
Schlösser, Burgen und Wehrtürme (Donjon) – sowie 382 befestigte Kastelle,
Kartausen und hochgerüstete Herrenhäuser auf (zur Liste). 42 Burgen laden zu
öffentlichen Rundgängen ein. Mehrheitlich sind diese Bauwerke in privatem
Besitz. Die besterhaltenen Chateaus gelten bei reichen Amerikanern, Engländern
und Chinesen unverändert als Statussymbol und Geldanlage.
Château Les Milandes – Anfang und Ende eines Traums
Josephine Baker in Bananenröckchen aus der Folies-Bergère-Produktion „Un Vent de Folie“ 1927. Fotograf: Lucien Walery |
1947 kaufte sie das über 20 Hektar große Schlossanwesen. Ein Scheinparadies entstand, eine Art Jo-Baker-Erlebnispark mit Wachsfiguren-Kabinett, Jet-Set-Partys, Luxushotel. 300.000 Besucher soll der Park mit Jo-Baker-Showbühne pro Saison angelockt haben. 120 Angestellte hielten die Schöne-Schein-Welt am Laufen, bis die Ausgaben die Einnahmen auffraßen.
Josephine Baker 1961 auf Schloss Les Milandes. Foto: Jack de Nijs/Anefo/CC0 |
Ab 1954
adoptierte die Baker mit päpstlichem Segen zwölf Kinder – 10 Jungen und zwei
Mädchen – aus allen Teilen der Welt. Der „Rainbow tribe“, wie sie ihre Familie
nannte, sollte zeigen, dass alle Rassen und Religionen friedlich zusammenleben
können. Darüber zerbrach ihre vierte Ehe, mit katastrophalen wirtschaftlichen
Folgen. Anfang der 1960er Jahre drohte erstmals die Zwangsversteigerung. Eine
von Brigitte Bardot initiierte Hilfsaktion verzögerte den Niedergang nur. 1969
wurde das Schloss zwangsverkauft, Josephine Baker und ihre Familie mussten
gehen.
Das Chateau
wechselte danach mehrmals die Besitzer, erfuhr viele Veränderungen. Heute
gehört es Angelique de Saint-Exupéry, einer Großnichte von Antoine de
Saint-Exupéry, Autor des Buchs „Der kleine Prinz“. Sie gewährt einen kleinen
Einblick in Bakers ehemalige Welt – so in ihr berühmtes Badezimmer – und hat im
Schloss ein kleines Museum eingerichtet. Dafür hat die Besitzerin sogar das
legendäre Bananenröckchen erworben.
An der Burg Beynac hing ein Löwenherz
Chateau Beynac
zählt zu den besterhaltenen Burgen Frankreichs. Es thront majestätisch 150
Meter über der Dordogne beim Ort Beynac-et-Cazenac. Entstanden ist der Bau Ende
des 12. Jahrhunderts.
Kaum fertig bemächtigte sich 1194 der 37-jährige englische König Richard Löwenherz in seiner Eigenschaft als Herzog von Aquitanien der Burg. Diese „Doppelfunktion“ ergab sich, weil seine Mutter Eleonore von Aquitanien den englischen König Heinrich II. geheiratet hatte. Damit gerieten große Teile des heutigen Westfrankreichs automatisch in englischen Besitz. Obwohl in Oxford geboren, wuchs Richard unter der Obhut seiner Mutter in ihrer alten Heimat auf. Seine Muttersprache wurde Okzitanisch, eine noch heute gesprochene romanische Sprache, und er lernte Nordfranzösisch, aber kein Englisch. Wozu auch, denn in seinem zehnjährigen Königtum hielt sich Richard – wie britische Historiker errechneten – höchstens sechs Monate in England auf. Er ging auf Kreuzzug, eroberte Zypern, schlug Schlachten im „Heiligen Land“, raufte mit europäischen Adelshäusern und sicherte den Familieneinfluss in Frankreich. Richard wurde 1199 in einem Streit tödlich verwundet; die Burg Beynac blieb Jahrhunderte Zankapfel zwischen Engländern und Franzosen.
Im Zug der Französischen Revolution blieb das Chateau ab 1798 unbewohnt, bis es 1961 sein heutiger Besitzer erwarb. 1999 diente die Burg als imposante Kulisse für die Verfilmung der Geschichte der Johanna von Orléans durch den französischen Filmregisseur Luc Besson.
Schloss Marqueyssac und seine hängenden Gärten
Hier ist nicht
das Schloss aus dem 17. Jahrhundert das Highlight, sondern seine einmaligen
Gärten. In Vézac sind es die von Hand fantasievoll in geometrische und
sphärische Formen geschnittenen 150.000 Buchsbaum-Pflanzen. Sie sind älter als
100 Jahre. Geschwungene Wege steigern das sinnliche und besinnliche Vergnügen
eines Spaziergangs im Grünen auf 22 Hektar Fläche. Stattliche Bäume wie
Mittelmeer-Zypressen und Pinien sorgen für erholsamen Schatten.
Weil sich all das 130 Meter über dem Fluss abspielt, erhielten die Gärten den Beinamen „Die hängende Gärten von Marqueyssac“. Diesen Vergleich verträgt die liebevoll gepflegte Anlage mit den Hängenden Gärten der Semiramis in Babylon, eines der Sieben Weltwunder. Die Franzosen bezeichnen einen Besuch auf Marqueyssac als „incontournable“, die Engländer „must have seen“, die Deutschen sind noch knackiger: ein „Muss“.
Weil sich all das 130 Meter über dem Fluss abspielt, erhielten die Gärten den Beinamen „Die hängende Gärten von Marqueyssac“. Diesen Vergleich verträgt die liebevoll gepflegte Anlage mit den Hängenden Gärten der Semiramis in Babylon, eines der Sieben Weltwunder. Die Franzosen bezeichnen einen Besuch auf Marqueyssac als „incontournable“, die Engländer „must have seen“, die Deutschen sind noch knackiger: ein „Muss“.
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