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Fast schon exotisch: Urlaub am Nullmeridian
Flaujagues‘ Territorium
berührt den Nullmeridian. Ein Leben am Nullpunkt führen seine Weinbauern,
Kellermeister, Handwerker, Dienstleister, Lehrer und Rentner nicht. Es geht
ruhig zu. Zu ruhig, meinte vor zwei Jahren eine Initiativgruppe und gründete den
Verein „La Flaujaguaise“ zur Auffrischung des Dorflebens. Heute zählt er über 100 Mitglieder, ich bin eins davon. Der frische Wind ist spürbar. Mehr
bürgerschaftliches Engagement, mehr Selbstbewusstsein – auch gegenüber
dem im Juni neu gewählten Gemeinderat und seiner neuer Bürgermeisterin. Restaurant und Baguette-Service inklusive
So gelang es, das Restaurant in der Ortsmitte wiederzueröffnen. Das ist anderhalb Jahre her, und auch trotz Corona ist es weiterhin ratsam im „Le P’tit Flaujaguais“ zu reservieren. So gut ist seine Küche, so nett seine Macher. Seit Mitte September komplettiert eine kleine Café-Bar mit Baguette-Service die Nahversorgung. Bio-Produzenten am Ort liefern Gemüse und Obst. Örtliche Winzer dominieren mit ihren Weinen die Getränkekarte.
Flaujagues steht
auf altem Nutzland. Niemand vermag zu sagen, wann und woher die ersten Siedler
kamen. Ortschronisten schließen nicht aus, dass auf dem heutigen Territorium ein
römisches Dorf existierte. In alten Quellen zu Flaujagues gibt es Hinweise auf eine
Furt in der für Wein, Weizen und Weidevieh fruchtbaren Flussaue der Dordogne. Die
Furt war weithin bekannt und gut frequentiert: von Nutztieren, Lastkarren,
Pilgern - und Armeen.
Alles fließt - nicht nur die Dordogne
Ein Landschloss am Ufer der Dordogne – Château de Clos Foucaud, ein gerade stilvoll renovierter Bau aus dem 16. und 17. Jahrhundert – gehört zum Ortsbild von Flaujagues wie die Weinkooperative „Les Guinots“, zwei winzige Kirchen, eine kleine Schule mit Vorschulklasse für Drei- bis Sechsjährige und einer Grundschule für Kinder aus umliegenden Orten. Kanuten legen gern am kleinen Hafen an oder ab. Die Mehrzahl der Gebäude im Ortskern sind wie die beiden „Kuhrhäuser“ respektable Natursteinbauten.
Es gibt keine
Industrie, nur ein Startup. Junge Enthusiasten züchten Blaualgen und stellen
daraus ein Nahrungsergänzungsmittel (Spirulina) her. „La Spiruline de Julie“, so
der Firmenname, bietet als Hit im Werksverkauf eine Schokolade
mit den gesunden Mikroalgen an. Sie steht – schenkt man Facebook Glauben - bei
gesundheitsbewussten Naschmäulern hoch im Kurs.
Lust an Freizeit statt Last durch Arbeit
Und die Dordogne?
Sie trug Jahrtausende lang geduldig jede Last – anfangs waren Flöße, später
hölzerne Lastkähne und im 19. Jahrhundert Dampfschiffe für den Warenverkehr von
und nach Bordeaux zuständig. Die Eisenbahn schickte den Fluss in die
wohlverdiente Rente und beendete seine Ära als Transportweg. Heute ist die
Dordogne willkommener Partner für den Tourismus - zum Baden, Surfen, Angeln und
Paddeln. Ihr ab Flaujagues breites, flaches und langgestrecktes Tal gilt als Eldorado unter Radfahrern.(kuhrhaus)
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