Donnerstag, 6. Februar 2020

Castelmoron-d’Albret – der kleinste Ort Frankreichs


Von Flaujagues nach 33540 Castelmoron-d’Albret: 21 km, 25 min

Fotos: Kuhrhaus (3), Kirche/Henry Salomé - eigenes
Werk,CC BY-SA 4.0 (Wikipedia)
Klein, kleiner, am kleinsten. Dieses Prädikat hat unter Frankreichs Kommunen der Ort Castelmoron-d’Albret verdient. Nach Angaben der Gemeindeverwaltung leben aktuell 63 Einwohner in dem ehemaligen Wehrdorf in der Gironde auf einer Fläche von knapp vier Hektar, das sind etwa fünf Fußballfelder. Damit ist der Ort auf einer dichtbebauten Kalkfelsenkuppe die kleinste Kommune Frankreichs. Ihr gesamtes Territorium ist nicht größer als der Platz Charles de Gaulle im Zentrum von Paris.

Das Rathaus im Mini-Palais

Doch Castelmoron-d’Albret lebt. Franzosen und Engländer schätzen die Reize des Minidorfs, es gibt Rathaus, Restaurant, Kirche, Markthalle und öffentlichen Waschplatz – aber eben alles ein oder zwei Nummern kleiner als in sonstigen Orten. Und manches ist ein bisschen anders. Das Restaurant ist nicht einfach Kneipe, nein, es ist eine „Bar-Brocante“, also ein Bistro inmitten von Antiquitäten und Krimskrams, die genauso käuflich zu erwerben sind wie Getränke oder Snacks. Eine urige Töpferei hat den Dreh gefunden, mit hübschen und vor allem originellen Kreationen nie tönerne Langeweile zu produzieren. Im Juni jeden Jahres veranstaltet sie mit Kollegen einen Töpfermarkt. Auch wer schon mehrmals da war, findet immer etwas Neues, Überraschendes.

Verbeugung an die Mutter eines großen Königs

Dabei hatte Castelmoron einst Verbindungen bis ganz nach oben. Es war als Vizegrafschaft im Besitz des Adelshauses Albret und Bestandteil des Herzogtums Albret. Das ehemalige herzogliche Palais ist heute Rathaus, in dem derzeit eine Bürgermeisterin sitzt. 1957 erhielt die Ortschaft den Namenszusatz d‘Albret, um sie von einer gleichnamigen Gemeinde zu unterscheiden. Den Ausschlag für die Namenswahl gab die historische Person Jeanne d’Albret (1528-1572), von der zahlreiche Aufenthalte in ebenjenem Palais in Castelmoron verbrieft sind. Und sie war nicht irgendjemand – sie war Königin von Navarra, einflussreiche Politikerin ihrer Zeit und die Mutter des späteren französischen Königs Henri IV. mit dem Beinamen "Le Grand", also der Große. Ihm und seiner Mutter setzte der deutsche Schriftsteller Heinrich Mann ein literarisches Denkmal mit den Romanen "Die Jugend des Königs Henri Quatre" und "Die Vollendung des Königs Henri Quatre".
Der Ort bietet viele kleine Sehenswürdigkeiten, schöne Fotomotive - und erholsame Ruhe. (kuhrhaus)



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