Ein virtuelles Prost zum Trost
In Flaujagues fand ein monatlicher
Apéro vorm Gemeindesaal direkt am Ufer der Dordogne statt. Jetzt geht das Dorf bei
Bordeaux jeden Sonnabend online und prostet sich im Livestream zu. Die Software
Framalink macht‘s möglich. „Das behalten wir bis zum Ende der Ausgangssperre
bei“, lässt der Vereinschef verlauten. Wo sonst jeder etwas für das Buffet
mitbrachte und damit für einen große Auswahl an Häppchen und Tröpfchen beitrug,
muss jeder auf eigene Vorräte zurückgreifen. Ein „à votre santé“, auf eure
Gesundheit, steht heute für mehr.
Setzpflanzen in Chatrooms ordern
Mit Messenger-Diensten werden
lokale Chatrooms per Smartphone für die drei Ortsteile geschmiedet, für die Viviane,
Diane und Marion als Koordinatoren bereitstehen. Sie sprechen Gruppeneinkäufe und
Hauslieferservice ab, kommunizieren mit Bio-Produzenten von Gemüse und Fleisch
und helfen beim Ordern von Setzpflanzen für Hausgärten bei regionalen
Gartenbetrieben. Die Homepage des Vereins „la Flaujaguaise“ bietet sich als
Plattform für Ideen an, um Fotos, Videos, Erinnerungen, Geschichten, Rezepte …
auszutauschen, Nachbarschaftshilfe zu organisieren, Optimismus zu verbreiten. Alles
im Kampf gegen Angst, Einsamkeit, Schwermut und Langeweile unter der
Ausgangssperre.
Frankreich leidet unter
Covid-19 bisher wesentlich stärker als Deutschland und kontrolliert die Einhaltung
der Ausgangsbeschränkungen besonders streng. Diese Praxis soll bis 11. Mai dauern,
hat die Regierung verfügt. Danach sollen das öffentliche Leben und die
Wirtschaft langsam wieder hochgefahren werden. Dafür ist eine begleitende Maskenpflicht
für Nahverkehr und Geschäfte im Gespräch. Für diese Zeit danach gibt es keine
heiligen Kühe: Auch über den 11. Mai hinaus bleiben Einrichtungen mit
Publikumsverkehr – Restaurants, Cafés, Hotels, Kinos, Theater, Konzertsäle und
Museen – geschlossen. Bis Mitte Juli fallen alle Festivals aus. Der Start zur
107. Auflage der „Tour de France“ wurde von ursprünglich 27. Juni auf den 29.
August verlegt.
Knallharte Kontrollen, hohe Bußgelder
Landesweit gilt, maximal
eine Stunde spazieren - allein, mit Partner, mit den eigenen Kindern oder dem
Hund im Umkreis von einem Kilometer rund ums eigene Heim. Manche Orte haben die
Parkbänke abgebaut, der Badeort Biarritz im Südwesten beschränkt das
Verschnaufen auf einer Bank auf zwei Minuten. Niemand darf ohne Ausweispapiere
und einen selbstgefertigten Passierschein ins Freie. Letzteren gibt’s im
Internet, Gründe für den Freigang sind überschaubar.
Ausgangssperre heißt im
Französischen „confinement“ (sprich: kongfinmong) klingt für deutsche Ohren
recht zivilisiert, doch es geht knallhart zu. Die Bußgelder wurden bereits
dreimal verschärft. Sie beginnen bei 135 Euro. Das Strafgeld erhöht sich im
Wiederholungsfall (innerhalb von 15 Tagen) auf 200 Euro und das auf 450 €, wenn
es nicht zügig bezahlt wird. Wer mehr als dreimal innerhalb von 30 Tagen gegen
die Regeln verstößt, wird als Straftäter behandelt: sechs Monate Haft, eine
Geldstrafe von 3750 Euro und gemeinnützige Arbeit.
Ein Sommernachtstraum zum guten Ende
Die Reaktion vom Verein
in Flaujagues: „Leute, haltet die Verbindung und bleibt in Kontakt.“ Wenn alles
vorbei ist, plant der 150 Mitglieder zählende Klub ein großes öffentliches Fest
mit Freudenfeuer, Feuerwerk und Tanz. Ein Sommernachtstraum. (kuhrhaus)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen